Sag´ bescheid

Postkarte zum Glücklichsein

„Das wünsch ich dir auch. Alles Liebe“, prangt in schwarzer Tinte auf einer Postkarte. Ich bin nicht sentimental und weine trotzdem. 

Als mir meine Freundin die Geschichte über Alvin Straight zusandte, wusste sie wahrscheinlich gar nicht, was sie damit in mir anrichtete. Normalerweise schreibt sie mir schnelle Grußwörter: „Man sieht sich“, „Bis bald“ oder über Neues, das in ihrem Leben passiert ist. Dieses Mal war alles anders.

Die Story auf der Karte ist schnell erzählt: Der 73 Jahre alte Alvin und sein Bruder Henry waren jahrelang zerstritten, wohnten in anderen Staaten und schrieben sich sicherlich keine Postkarten. Eigentlich waren sie sich egal. Doch als Henry einen Schlaganfall hatte und dem Tod ins Gesicht blickte, da tat sich etwas in Alvins Herzen. Er fuhr schnurstracks zu ihm und versöhnte sich mit Henry. Keine große Sache? Doch, denn der gute Alvin hatte keinen Führerschein und suchte sich deswegen ein ganz anderes Fortbewegungsmit Einen Rasenmäher. Alvin Straight ist die vollen 240 km mit einem Rasenmäher gefahren. Er brauchte ganze 6 Wochen.

Da muss man sich doch erst einmal fragen, warum man so was Verrücktes überhaupt macht. 1994 gab es doch schon Telefone und ja, man hätte auch eine „I’m Sorry“-Grußkarte schreiben können. Also warum macht das ein Mensch mit gesundem Verstand? Das ist ehrlich gesagt noch viel schneller erzählt: Ganz einfach aus Liebe.

Und jetzt mal ehrlich: Alles was ich mache, mache ich, weil es irgendwie Sinn ergibt. Ich bin zur Schule gegangen, weil ich gerne studieren möchte, ich arbeite hier, weil ich nicht weiß, was ich studieren möchte und ich schreibe den Blog-Eintrag, weil ich hier arbeite, weil nicht weiß und so weiter und so fort. Ich widme diesen Dingen unheimlich viel Zeit, aber ich mache nichts davon aus Liebe. Warum? Ich glaube nicht, dass es an meinem Job, meiner Schule oder gar diesem Blog liegt, dass ich nicht jeden Tag mit vollem Herzen dabei bin. Es liegt wohl daran, dass man wirkliche Liebe nur einem Menschen geben kann und keinen Dingen. Ich wette Alvin war auch in seinem Job gut, aber er war sicher ein noch besserer Bruder. Weil er Henry sein Herz gab und nicht seinem Beruf, Hobbys oder dem mittäglichen Mittagsschlaf. Was sagt das für mich aus? Ich will mehr Seele, mehr Herz, mehr von mir meinen Freunden und meiner Familie geben. Den Menschen, den Vorrang vor der Arbeit geben. Steck ich nicht zu viel Zeit, in Dinge, die eigentlich überhaupt nichts bedeuten? Ich will auch mal zurückstecken und alles liegen lassen, einfach nur, weil ich liebe. Denn das ist mir wichtig: Dass ich liebe.


Steffi, 20 Jahre

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  1. Krümel

    Ein Herzensartikel – schön!

  2. Anka

    Toll! Echt wunderbar- wir sollten alle viel mehr daran denken…und danach handeln!

  3. Hanna

    Sehr inspirierend, DANKE! Love.